Hallo ihr Lieben. Da bin ich wieder. Was habt ihr so getrieben?
Es ist Sommerzeit und während meine Eltern in den wohl verdienten Urlaub gen Italien fahren, bleibe ich zuhause und pauke für die kommenden Klausuren, die überraschenderweise Tag für Tag näherkommen. Man merkt, das Studium geht so seinen Gang. Und jeder, der sagt, BWLer machen nichts in ihrem Studium, mussten sich noch nie mit der Kostenrechnung, innerbetrieblichen Leistungsverflechtungen und Betriebsabrechnungsbögen beschäftigen. Dazu kommen Marktanalysen, Buchungssätze, Wahrscheinlichkeitsanalysen und Schadensersatzansprüche. Ich nutze diese Plattform offensichtlich, um mir das Herz auszuschütten und ein bisschen zu jammern.
Aber der Gedanke, meinen Blog wieder aufzunehmen, für eine halbe Stunde in den Erinnerungen an die Philippinen zu schwelgen und diese mit euch, meinen lieben Lesern, zu teilen, gibt mir einen stark benötigten Motivationsschub.
Den Blog und euch mag ich vernachlässigt haben, die Philippinen jedoch nicht. Ich bin noch immer im Kontakt zu Schwestern, Schülern und Freiwilligen und zehre von diesem Austausch. Seit dem letzten Eintrag hier ist viel geschehen. Ein Jahr ist ins Land gezogen, die Falten in meinem Gesicht sind tiefer geworden und die Welt leider kein besserer Ort. Auch die Philippinen haben mit ihrem Anteil an Leid zu kämpfen. Die Regierung setzt ihren erbitterten Kampf gegen Drogen fort, die Terrorgruppe Abu Sayyaf ist weiterhin aktiv und zu allem Übel ist selbst die Natur unberechenbar und von Katastrophenmeldungen geprägt. Wie kommt es, dass überall auf der Welt solche Menschen an die Macht kommen, die es gnadenlos ausnutzen und dabei ohne Probleme das Leben anderer als zweitrangig abtun? Dazu müssen wir gar nicht bis auf die Philippinen gehen. Auch bei uns in den „fortgeschrittenen“ Ländern treffen wir überall auf solche Menschen. Ich bin zwar naiv und will an das Gute in der Menschheit glauben, aber bei den aktuellen Nachrichten fällt auch mir dies schwer.
Umso schöner sind die Neuigkeiten, die ich mit euch teilen kann.
Hier die Schnellupdates:
Im Dorm sind mittlerweile 70 Learner untergebracht. Zum Vergleich: zu meinen Zeiten waren es 45. Ich bin erstaunt, wo sie alle untergekommen sind und wie diese Horde gebändigt werden kann. Ich hatte mit meinen 45 Schätzen schon alle Hände voll zu tun.
Es sind mittlerweile vier Schwestern dort. Zwei kenne ich noch aus meinen Zeiten, zwei neue sind dazugekommen. Sr. Soc, meine damalige Oberin, ist nicht mehr vor Ort und wurde von Sr. Aleth nachgefolgt, die ich zum Ende meines Aufenthalts für wenige Tage kennenlernen konnte und sehr schätze. Mit ihr stehe ich in Verbindung und sie hat mir von den neuesten Entwicklungen berichtet.
Ate Matet, meine philippinische Mitfreiwillige und Freundin, hat geheiratet und ist Mutter von Zwillingen. Ich sehne mich danach, die beiden kennenzulernen. Halle ist in Kanada und da als Lehrerin aktiv wie eh und je. Ate Ana arbeitet in Puerta Princesa City bei der Diözese. So gehen alle ihrer unterschiedlicher Wege. Wir waren für den besten Teil eines Jahres so eng verbunden und jetzt so weit voneinander getrennt, aber irgendwie bleibt der Kontakt bestehen und wir nehmen Anteil am Leben der anderen.
So viel zum Schnelldurchlauf, wer wo ist. Jetzt zu den guten Nachrichten. Zum Ende meines Aufenthalts habe ich ja immer wieder um Spenden gebeten. Trotz meiner vorherigen Ausführungen scheint es auf dieser Welt doch noch viele gute Menschen zu geben. So viele haben gespendet, einen Teil ihres Vermögens für Kinder und Jugendliche abgegeben, die sie noch nie gesehen haben. Und das aus reiner Herzensgüte. Dank euch wird mein Vertrauen in die Menschheit schnell wiederhergestellt. Gemeinsam mit vielen Freunden und Familienangehörigen haben wir es geschafft, fast 2.000 Euro zu sammeln. So viele haben dazu beigetragen und jedem gebührt mein aufrichtiger Dank.
Die Spenden wurden wie versprochen für einen guten Zweck eingesetzt. Der Schweinestall war bei meiner Ankunft ein wunderbar zusammengezimmertes Sammelsurium, in dem unsere süßen Ferkelchen leider recht schnell verstarben. Jetzt konnten die bröckelnden, instabilen Lehmwände durch stahlharte Eisenstäbe ersetzt werden. Wunderbares Timing, da die Muttersau wieder einmal Ferkel geboren hat. Meine Hoffnung ist, dass diese einige Zeit durchhalten. Hoffentlich auch dank der wunderbaren neuen Gitterstäbe. Einige Fotos wurden mir zugeschickt und ich bin begeistert davon, wie die Stäbe blinken und blitzen.
Ich verbuche das (ganz BWL getreu) auf dem Erfolgskonto. Gewinn für uns. Gewinn für die Menschlichkeit.